Keule lässt sich nicht unterkriegen …  oder der Weg zurück zum Biker.

Nach einem schweren Motorradunfall verliert Keule sein Unterschenkel ...





Auf der 15. Jahresparty des Road Eagle MC Glauchau fällt mir ein Member mit einer Beinprothese auf einer Harley Davidson Dyna FLD auf.

Grund genug mit Ihm ein Gespräch zu führen.

Er heißt Keule und ist President des Road Eagle MC Glauchau.

Wir setzen uns an einen Tisch und beginnen ein lockeres Gespräch. Als rasender Reporter interessiert es mich, wie man mit so einer Prothese fährt und lebt. Keule erzählt locker und ruhig von seinem Unfall und dem Leben mit seiner Prothese.


Ein Lieferwagen schießt Ihn ab ...


Es ist der August 2010, Keule ist 29 fährt Harley Davidson und ist Prospekt beim Road Eagle MC Glaucha, für Ihn ist die Welt in Ordnung alles perfekt, im Club, zu Hause und mit seinem Mädchen.

Bis er eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit mit seinem Bike von einem Lieferwagen unverschuldet abgeschossen wird. Der Transporter rammt Ihn total im Gegenverkehr, erst im Krankenhaus wacht Keule wieder auf.

Total lädiert mit Brüchen an Händen und vielen Hämatomen.

Sein linker Unterschenkel ist fast zerstört, dazu kommt eine hohe Sepsis Blutvergiftung.

Die Ärzte stellen Ihn trotz intensiven Rettungsversuchen vor einer harten Entscheidung, wegen der hohen Sepsis (Blutvergiftung) sprechen Sie mit Keule und empfehlen Ihm den Unterschenkel zu amputieren.

 

Keule: Für mich gab es nur hop oder top! Entweder ich gehe diesen Weg oder ich gehe jämmerlich kaputt. Ich wollte leben und stimmte schweren Herzens zu. Nach 48 OPs und über 60 Blutkonserven, und künstlichem Koma habe ich alles richtig gemacht.

 

Es begann eine lange Zeit der Besinnung, Heilung und Reanimierung.

16 Wochen Reha-Aufenthalt, fesselten ihn an den Rollstuhl. Nun ging das Leben so schleppend vor sich hin.

Erster positiver Schritt, die Berufsgenossenschafts-Versicherung übernahm im Sinne eines Arbeitswegeunfalls jede Menge Kosten. Auch die gegnerische Partei musste dann zahlen nachdem das Gericht ein Urteil sprach, man hatte versucht Keule etwas Teilschuld anzuhängen, was aber durch Gutachten widerlegt wurde.

 

Keule. Die Brüder meines Clubs unterstützen mich sehr, sie waren zur Stelle halfen mir finanziell unter die Arme. Sie unterstützen mich und meine Eltern, erledigten Anwaltswege und waren immer für mich da. Das brauchst Du schon, es baut dich auf, macht Dich stark, wenn Du weist es wartet jemand. Enttäuscht war ich damals menschlich von meiner damaligen Freundin, die mich während der Rehaphase verließ, aber da Schwamm drüber.

Die Brüder schoben mich auch zur Versammlung mit dem Rolli, ich war noch dabei und gehörte immer noch dazu und das war gut so.

Training und immer wieder Lauf-Training, Ziel der Ärzte war es Keule wieder zum Laufen zu bringen. Keules Kampf bestand nun den Rollstuhl los zu werden. Nach dem dreimonatigen Liegen musste er erst mal wieder fitt werden, Muskeln aufbauen und sein Kreislauf wieder in Gang bekommen. Auch die Zeit im Koma musste wieder auftrainiert werden.

Keule: Ich hatte es irgendwie satt immer von oben herab angequatscht zu werden, ich wollte wieder auf Augenhöhe mit den Membern oder wen auch immer reden, und das spornte mich dermaßen an, raus aus dem Rolli hieß meine Devise.

Auch das bekam Keule dann hin, nun gut Rock´n Roll geht zwar nicht, aber alleine von A nach B und ohne jemanden um Hilfe zu Bitten. Doch Keule ist ein zäher Hund, er will mehr, und dachte drüber nach wie es wäre wieder im Straßenverkehr teilzunehmen.

Autofahren wäre die erste Etappe um im Leben wieder Einklang zu finden.

Keule: Nach einer Amputation oder anderen körperlichen Behinderung liegt dein Führerschein erst mal auf Eis. Er ist nicht weg, doch du musst nun einige Leute von deinem Können und Willen überzeugen.

Die Berufsgenossenschaft wollte Keule wieder fit für das Arbeitsleben machen und das nahm er dankend an. Hier arbeiteten Krankenhaus, Klinik und Berufsgenossenschaft eng zusammen. Mit einem Fahrsimulator begann er die ersten „Fahrstunden“. Dann ging es raus in den Straßenverkehr, mit einem umgerüsteten Fahrschulwagen, einem Automatikgetriebe hatte Keule kein Problem und bekam, nach dem DEKRA-Sachverständige die Prüfung abgenommen hatten, seine Erlaubnis mit einem Automatikwagen wieder im Straßenverkehr teilzunehmen.

Keule: Leute ich war froh wieder flexibel zu sein, endlich ohne jemanden zu Fragen von A nach B, geil…

Doch über die Zeit, langsam plagten Ihn wieder die Gedanken um seinen Club, wie kann ich Member in einem MC sein, und nur Auto fahren, nein das musste sich auch noch ändern und Keule ging den nächsten Schritt. Ein Trike, Gespann wären alles möglich gewesen, doch Keule wollte mithalten, unbedingt. Das Zweirad war das unbedingte Ziel. Viele denken, dass bei Querschnittlähmung oder Beinamputation das Motorradfahren nicht möglich sei. Doch weit gefehlt! Mittlerweile gibt es eine Menge von individuellen Fahrzeugumbauten, die Menschen mit Behinderung diesen Traum ermöglichen können.

Keule: Nicht das der Club mich auf irgendeinster Weise gedrängt hätte, nein, auch wenn ich immer Rollifahrer geblieben wäre, von den Brüdern aus wäre ich so oder so Member geblieben.

 

Die DEKRA war die Ansprechstelle, „Ich will Motorrad fahren!“ sprach Keule vor und bekam die nächsten Hürden auf den Tisch gelegt. Wieder mussten etliche Leute über sein Befinden entscheiden. In seiner Klinik musste Keule bei seinen behandelnden Arzt vorsprechen, ob es überhaupt möglich ist, Motorrad zu fahren?  Die Kommission aus Ärzte und DEKRA-Leuten wollten Keule persönlich sehen, Sie maßen die Kraft und Beweglichkeit die Ihm mit Prothese bleibt. Keule überzeugte die Experten von seinem Können und Funktionieren mit der Prothese, die Ärzte und DEKRA gaben grünes Licht für das Fahren mit dem Motorrad. Natürlich behindertengerecht umgebaut und von der DEKRA empfohlen.

Keule Ich war so was von glücklich, motiviert und froh, manchmal vergaß ich vor Freude sogar meine Behinderung. Jetzt traf der Spruch zu, „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. und das hatte ich mir zu Herzen genommen.

 

Keule war unterwegs, erstmal ein neues Bike, eine HD sollte es schon sein, die Road King fiel aus, man musste sie auch rückwärts bewegen können, zu schwer zu klobig im Handling.

Um die weiten Strecken der Road Eagle Fahrten gut zu überstehen entschied sich Keule dann für die gerade damals, als neue DYNA FLD Switchback. Sie war ein guter Tourer und ließ sich auch Händeln. Zusammen mit seinem Freund Dirk vom WILD EAST MOTORCYCLES in Chemnitz verbrachten Sie Zeit in der Planung der Maschine, es sollte nicht jeder gleich auf dem ersten Blick sehen das Sie Behindertengerecht verbaut wurde. Und abgenommen werden muss Sie auch von der DEKRA.

Keule: Ich hatte großes Glück, die DEKRA hatte nichts zu bemängeln, ich kann nur jedem empfehlen wer in diese Lage kommt und eine Maschine umbauen will, setzt Euch vorher unbedingt mit der DEKRA an einem Tisch, mit allen die am Umbau beteiligt sind. Wenn Ihr irgendein teueres Gelumpe verbaut und die DEKRA nimmt es nicht ab, ist es umsonst.

 

Viel Internet-Recherche brachte Keule zur Fa. Költgen. Über die Firma Költgen ließ man sich hierzu beraten, Költgen ist eine Umbaufirma die sich mit Fahrzeugumbauten für gehandicapte Menschen beschäftigt.

Eine Handschaltung musste her, und als zweites Problem war, das der Ständer nicht mit dem Fuß hervorgeklappt werden konnte.

Dirk vom WILD EAST MOTORCYCLES verbaute die Tip-Tronic-Schaltung die es auf dem Markt zu kaufen gibt, die Ständervariation über einen versteckten Bautenzug zu bewegen erfand er nach vielen tüfteln selbst. Auch die hinteren beiden Sturzbügel sind neu, und ein Werk von Dirk. Die vorderen Bügel stützen einfach die Maschine und so kann Sie nicht einfach umkippen. Keule will wenn er jemals noch mal stürzen sollte seine Prothese damit schützen, die den Wert eines Kleinwagens besitzt.

Keule: Natürlich war ich heiß, ich wusste ja nicht auf was ich mich einließ, aber es sollte auch nicht umsonst sein, also übte ich heimlich auf einen abgelegenen Privatplatz. Perfektes Bremsen, absteigen und anhalten und im Stand halten das war sehr wichtig, was mir dann auch perfekt gelang.

 

Die DEKRA war nun sein Ziel hier musste Keule es beweisen dass er mit den Umbauten an seiner HD umgehen kann. Die Probefahrt auf dem DEKRA-Prüfplatz verliefen gut, und Keule bekam sein Okay.

Jetzt ging es auch zur Zulassungsstelle, Keule wollte unbedingt alles in seinen Papieren eintragen lassen um allen Ärger aus dem Weg zu gehen. Es ist auch eine Versicherungstechnische Sache, hiermit bin ich auf der sicheren Seite. Keule weiß wovon er spricht.

Keule: Ich habe alles eintragen lassen und bin nun richtig auch technisch versichert, oft habe ich mir überlegt, was wäre gewesen wenn der Unfallgegner keine Versicherung gehabt hätte, ich will es mir nicht in den dunkelsten Träumen ausmalen. Denn ohne Geld der Versicherungen wäre ich am finanziellen Ende gewesen. Und so was will ich keinen anderen zu muten. Durch die Versicherungen konnte ich mir diese Umbauten leisten, einen guten Anwalt setz ich voraus, der musste das eine oder andere Mal nachhelfen.

 

Auch einige Hausumbauten wie Treppenlift oder Badewanneneinsteig übernahm die Versicherungen ebenfalls.

Keule: Es war alles nicht so einfach wie wir es hier besprochen haben, ich habe auch noch öfters mal ein Tief im seelischen Leben, es empfiehlt sich aber in den Händen eines gute Psychologen zu begeben. Du musst das Schicksal annehmen und dich damit anrangieren. Nur Du kannst Dich selber aufbauen und aus diesem Loch kommen. Ich bin da, ich lebe und bin dankbar und freue mich jeden Tag mit meinen kleinen Sohn der mich jetzt auch braucht.

 

Keule hat sich vorgenommen, nie mehr ohne Schutzkleidung auf das Bike zu steigen, richtige Handschuhe und Knöchel hohe Stiefel gehören für Ihn einfach immer dazu, egal was für Temperaturen herrschen. Es hätte weitaus weniger Schäden gegeben wenn er Sicherheitszeug getragen hätte, ist Keule fest von überzeugt.

Wer Fragen hat zu dem Thema, Keule ist gerne bereit Hinweise Tipps und Ratschläge zu geben.

Infos. keule-mc@web.de 

Telefon: 01738380280

Infokasten, über Umbauten jeglicher Behinderung an verschiedensten Fahrzeugen.

http://www.koeltgen.de

umgebaut durch die Firma WILD EAST MOTORCYCLES Chemnitz

http://www.wild-east.org

Wild-East-Motorcycles
Herr Dirk Leuteritz
Paul-Gruner-Straße 68
09120 Chemnitz
Telefon 0371262380
E-Mail-Adresse: info@wild-east.org

Der Tüv bietet auf freiwilliger Basis einen Check Eurer Fahrtüchtigkeit an.
Das Untersuchungsergebnis unterliegt der Schweigepflicht!

Unter 0800-888 44 44 kann über das Service-Center des Tüv Süd ein Fitness-Check gebucht werden.

        Fahrerlaubnis-Verordnung

§ 2 Eingeschränkte Zulassung

(1)   Wer sich infolge körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen nicht sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen, wenn Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet. Die Pflicht zur Vorsorge, namentlich durch das Anbringen geeigneter Einrichtungen an Fahrzeugen, durch den Ersatz fehlender Gliedmaßen mittels künstlicher Glieder, durch Begleitung oder durch das Tragen von Abzeichen oder Kennzeichen, obliegt dem Verkehrsteilnehmer selbst oder einem für ihn Verantwortlichen.

…Keule, Member beim Road Eagle MC Glauchau...Tip-Tronic Schaltung mit SchaltzylinderHandschaltung (elektronisch) durch E-Magnet. Über kleine Taster wird der Schaltvorgang elektrisch angesteuert. Die Funktion der serienmäßigen Schaltung wird nicht beeinflusst! ....Bowdenzug durch Handkraft, entsperrt den Ständer und zieht Ihn in die Parkstellung. …Sturzbügel hinten,  Sonderanfertigung WILD EAST MOTORCYCLESBN12 … Keules Harley Davidson DYNA FLD Switchback …Dirk vom WILD EAST MOTORCYCLES Chemnitz nahm sich die Sorgen an und baute es DEKRA gerecht um.